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Der Fachkräftemangel ist ein bekanntes Problem aller Handwerksbranchen. Vor allem kleine und mittelständische Betriebe leiden unter einem Personalmangel. Für Unternehmen bedeutet dies, dass der Konkurrenzdruck zwischen Arbeitgebern hoch ist.

Die Eckpfeiler des erfolgreichen Personalmanagements

Es gibt unzählige Einzelstrategien, die sich für Teilbereiche der Personalgewinnung, Personalverwaltung und Personalbindung anwenden lassen. Steht ein klassischer Handwerksbetrieb am Anfang seiner Transformation zu einem modernen und zukunftsstabilen Arbeitgeber, sollte der Fokus jedoch auf diesen Hauptkriterien liegen:

Das Erarbeiten von passenden Strategien ist eine betriebliche Gesamtaufgabe. Denn alle Bereiche müssen zusammenarbeiten, um eine funktionierende Einheit zu bilden. Existiert etwa ein erstklassiges Weiterbildungsprogramm, aber der Betrieb ist nicht in der Lage, diese Information an den relevanten Kommunikationspunkten zu präsentieren, wird kein positiver Effekt erzielt.

Wer als Arbeitgeber beim Bestandspersonal und den zukünftigen Arbeitnehmern punkten möchte, sollte daher das gesamte Unternehmen nach möglichen Optimierungspunkten betrachten.

Die Zielgruppe kennen und die Kandidaten direkt ansprechen

Im Jahr 2019 gab es knapp 40.000 Malerbetriebe in Deutschland, die zusammen etwa 133.000 Maler und Lackierer beschäftigten. Die Nachfrage für ein qualifiziertes Personal wächst dabei stetig. Mit rund 14.000 Männern und Frauen, die sich aktuell in der Ausbildung befinden, sieht sich die Maler- und Lackiererbranche weiterhin einem Fachkräftemangel gegenüber. Laut der Bundesagentur für Arbeit und Soziales wird sich diese Situation bis in das Jahr 2030 weiterhin verschlechtern.

Um als Unternehmen bestehen zu können, ist es unumgänglich, eine klare Strategie für das Anwerben von Fachkräften zu entwickeln. Die Kommunikationswege zwischen Arbeitgebern und interessierten Kandidaten haben sich in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt. Ein erfolgreiches Recruiting findet heute nicht mehr über Zeitungsanzeigen und auf der Baustelle statt. Es holt die Bewerber dort ab, wo sie sich bewegen. Dies deckt zunehmend den digitalen Raum ab. Des Weiteren richtet sich die Personalsuche immer häufiger an Frauen. Jede fünfte Stellen in deutschen Handwerksbetrieben war im Jahr 2020 mit Frauen besetzt. Bis in das Jahr 2030 werden nach Schätzungen von Experten weitere 500.000 Frauen den Arbeitsmarkt betreten. Ein Fokus von Arbeitgebern der Handwerksbranche sollte daher die erfolgreiche Kommunikation mit interessierten Fachkräften sein.

Ist mein Unternehmen ein attraktiver Arbeitgeber?

Die Dynamik zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist im Wandel. Wer Maler und Lackierer Fachkräfte anstellen möchten, muss als Arbeitgeber überzeugen. Angestellte erwarten heute mehr von ihren Arbeitgebern als je zuvor. Neben einer fairen Bezahlung spielen auch diese Bereiche eine zentrale Rolle:

Die Kandidaten informieren sich bereits vor einer Bewerbung über die Unternehmen und Betriebe. Sie nutzen für die Recherche vermehrt Online-Plattformen und Soziale-Netzwerke aller Art. Aber auch der Austausch auf Baustellen und im privaten Umfeld spielt weiterhin eine Rolle für die Arbeitgeberpräsentation. Wer sich hier als Arbeitgeber richtig positioniert, erhöht aktiv seine Chancen, ein hoch qualifiziertes Fachpersonal anzusprechen.

Aufstiegschancen und Weiterbildungen

Der deutsche Arbeitsmarkt weißt im internationalen Vergleich ein paar Besonderheiten auf. So ist eine langjährige Betriebszugehörigkeit ein typisches Merkmal der Arbeitsmarktdynamik. Aktuell verbleiben wir im Schnitt etwa 11 Jahre im gleichen Unternehmen. Die Gründe für einen Wechsel sind sehr unterschiedlich gelagert, werden aber häufig durch den Wunsch angetrieben, sich weiterzubilden oder in der Branche aufzusteigen.

Daher spielen die Themen Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen eine zentrale Rolle für die Fachkraftgewinnung. Diese Punkte sind dabei nicht nur für die Einstellung von erfahrenen Mitarbeitern interessant. Auch die Gewinnung von motivierten Azubis lässt sich so optimieren.

Denn bisher bleiben jedes Jahr rund 250.000 Ausbildungsstellen in Deutschland unbesetzt, allein im Handwerk sind es knapp 30.000.

Zeichnet sich ein Betrieb etwa dadurch aus, dass er seine Azubis an nationalen wie internationalen Handwerkwettbewerben teilnehmen lässt und aktiv in die Nachwuchsförderung investiert, kann man bei jungen Berufseinsteigern punkten. So schafft ein Betrieb eine wichtige Grundlage für einen erfolgreichen Mitarbeiterstamm.

Was müssen die Azubis mitbringen?

Natürlich muss nicht nur das Unternehmen für eine lange und erfolgreiche Zusammenarbeit überzeugen. Auch die Auszubildenden sollten von Anfang an die Erwartungen erfüllen. Aber wie lässt sich erkennen, ob ein Azubi die richtige Person für den Job ist? Und was sollte man heute von den Auszubildenden erwarten?

Allein im Handwerk bleiben jedes Jahr rund 30.000 Ausbildungsplätze unbesetzt!(2)

Der Bereich des Personalmanagements hat sich im Handwerk ebenfalls gewandelt. Heute liegt der Fokus auf einer Vielzahl von Kompetenzen, die das gewünschte Gesamtpaket bieten. Immer wichtiger wird dabei die Frage, wie gut ein zukünftiger Mitarbeiter ins Team passt. Ein dynamisches Team ist in der Lage, auch große Projekte und anspruchsvolle Aufträge zu meistern.

Das richtige Betriebsklima schaffen

Ein angenehmes Betriebsklima lässt sich auf verschiedenen Wegen finden. Hier hat jeder Betrieb seinen eigenen Rhythmus. Je nach Vorliebe können sich Jobsuchende so für ein Unternehmen entscheiden, das ideal zu ihnen passt. Ob man auf eine klare Hierarchie setzt oder ein familiäres Verhältnis wahrt, hängt also von der persönlichen Präferenz ab.

Ein gutes Betriebsklima zeichnet sich durch eine Reihe von Dingen aus:

  • Faire Mitarbeiterbehandlung
  • Qualifiziertes Führungspersonal
  • Klare Kommunikationswege
  • Respektvoller Umgang

Unternehmensführung und Unternehmenskultur

Die Umsetzung eines guten Betriebsklimas hängt häufig von der Unternehmensführung ab. Welche Führungsstrategien für ein Unternehmen passend sind, wird unter anderem durch die Betriebsgröße beeinflusst – ist es notwendig, mehrere Standorte zu koordinieren oder viele Abteilungen zu organisieren? Eine gute Unternehmensführung ist auf die individuellen Anforderungen des Betriebs abgestimmt und in der Lage, flexibel auf Änderungen zu reagieren.

Im direkten Zusammenhang mit der Unternehmensführung steht die sogenannte Unternehmenskultur. Dies separiert sich in zwei Hauptbereiche. Es gibt die sichtbaren und bewussten Strukturen in einem Unternehmen – der Umgang mit Mitarbeitern, Verwaltungssystemen oder der Standortpflege. Und es gibt unsichtbare wie unbewusste Strukturen – vermittelte Werte und Normen oder die Einstellung zu Themen wie die Umwelt und Nachhaltigkeit. Das Thema Unternehmenskultur ist vor allem für die Gewinnung von engagierten Auszubildenden und jungen Fachkräften relevant.

Beurteilung, Ziele, Feedback und Bewertungen – den Mitarbeiter sehen

Moderne Unternehmen setzen auf eine anhaltende Mitarbeiterkommunikation. Mitarbeitergespräche auf allen Ebenen stellen sicher, dass die bestehenden Probleme identifiziert und behoben werden können. Ein faires Beurteilungssystem erlaubt es den Mitarbeitern, ihre Meinung zu kommunizieren.

Werden in regelmäßigen Gesprächen individuelle Ziele gesetzt und evaluiert, können die Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens wachsen. Darüber hinaus ist es möglich, die Gesamtleistung der Belegschaft zu optimieren.Es ist daher die Aufgabe des Arbeitgebers, für eine reibungslose Kommunikation zwischen Teammitgliedern und Führungskräften zu sorgen.

Digitalisierung und moderne Technologien in Handwerksbetrieben

Die Digitalisierung und der Einsatz von modernen Technologien in Handwerksbetrieben sind die zukunftsweisenden Themen. Ein durchdachter Nutzen von modernen, technischen Anwendungen kann den Betriebsalltag für Mitarbeiter und Arbeitgeber vereinfachen:

  • Digitale Zeiterfassung
  • Elektronische Fahrtenbücher
  • Online-Arbeitsplanorganisation

Auf Online-Plattformen lassen sich die arbeitssuchenden Fachkräfte direkt ansprechen, es kann eine zielgerechte Kundenakquise realisiert werden und es ist möglich, sein Unternehmen gewinnbringend zu vermarkten. Oft haben geringe Investitionen in einen Online-Auftritt eine große Wirkung für handwerkliche Betriebe. Die Digitalisierung von Handwerksbetrieben sollte dabei ein zentraler Punkt für die Unternehmen der Branche sein.

Mitarbeiterbenefits – für Mitarbeiter und Fachkraftgewinnung

Zufriedene Mitarbeiter sind motivierte Mitarbeiter und motivierte Mitarbeiter bringen bessere Leistungen. Um einen Betrieb jeglicher Größe erfolgreich leiten zu können, ist der Arbeitgeber auf gute Leistungen seiner Mitarbeiter angewiesen. Mitarbeiterbenefits sind ein einfacher wie effektiver Weg, um die Arbeitnehmer zu motivieren. Es gibt passende Strategien für Unternehmen, unabhängig von der Mitarbeiterzahl:

  • Flexible Arbeitszeiten
  • Firmenwagen
  • Firmenhandy
  • Essenszuschuss / Kantine
  • Internetzuschuss
  • Gesundheitsförderung

Unternehmen können finanzielle Benefits dabei so umsetzen, dass sie für beide Seiten steuerliche Vorteile bringen, etwa in der Form von Sachbezügen und digitalen Geldkarten. Ein maßgeschneidertes System für Mitarbeiterbenefits in Handwerkerbetrieben bringt Vorteile für Angestellte und Arbeitgeber.

Teilzeitarbeit und flexible Arbeitsmodelle

Ein Angebot, das auch im Handwerk zunehmend von Fachkräften gefordert wird, sind flexible Arbeitsmodelle. Eltern mit Kleinkindern möchten hochwertige Teilzeitanstellungen besetzen oder auf Gleitzeitmodelle zurückgreifen können. Junge Fachkräfte möchten berufsbegleitende Fortbildungen wahrnehmen und dank flexibler Arbeitszeiten erfolgreich realisieren. Die Ausweitung des Angebots für Teilzeitstellen und die Überarbeitung starrer Arbeitsmodelle bietet die Option, junge und motivierte Fachkräfte für ein Unternehmen zu gewinnen.

Individuelle Lösungen sind ein weiterer Eckpfeiler in diesem Bereich. Hat die alleinerziehende Mutter die Möglichkeit, das Kind in die Kita zu bringen, um anschließend direkt auf der Baustelle über eine digitale Zeiterfassung den Arbeitstag zu beginnen, profitieren beide Seiten von einer solchen Option – das moderne Mitarbeitermanagement passt sich den Anforderungen der modernen Arbeitnehmer an.

Work-Life-Balance – das Zauberwort der Fachkräftegewinnung

Das Konzept der Work-Life-Balance ist nicht neu. Dennoch sehen vor allem kleine und mittelständische Betriebe eine große Herausforderung darin, es umzusetzen. Eine durchdachte Unternehmensstrategie und hochwertige Mitarbeiterbenefits bieten die passende Grundlage für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben.

Im Handwerk ist das Thema Überstunden ein klassischer Problempunkt. Eine gute Auftragslage gepaart mit Mitarbeitermangel führen unweigerlich dazu, dass das Bestandspersonal Extraschichten schieben muss. In solchen Situationen greift das Prinzip der flexiblen Lösungen. So könnte das Angebot für Teilzeitstellen erweitert werden oder man setzt auf die Zusammenarbeit mit anderen Firmen. Ein anhaltendes Gespräch zwischen Führungspersonal und Teammitgliedern hilft dabei, gemeinsam Ideen zu entwickeln.

Work-Life-Balance wird von jedem Angestellten anders definiert. Junge Mitarbeiter genießen es vielleicht, lange Urlaubsphasen zu nutzen, um auf Reisen zu gehen. Eltern möchten in der Lage sein, spontane Urlaubstage nehmen zu können und wieder andere möchten die Arbeitszeiten dem Schichtdienst des Partners angleichen.

 

Was muss ein Unternehmen noch bieten?

Es gibt also viele Wege, ein Unternehmen für Mitarbeiter attraktiv zu gestalten.
Die wichtigsten Punkte hier in der Übersicht:

  • Unternehmensführung
  • Unternehmenskultur
  • Förderungsprogramme / Weiterbildung
  • Aufstiegschancen
  • Arbeitsplatzsicherheit
  • Digitalisierung
  • Flexible Arbeitszeiten
  • Mitarbeiterbenefits
  • Mitarbeiterkommunikation

Aber nicht nur die großen Themenbereiche sind zu beachten.

Guter Standort und Transportlösungen

Jede Unternehmensentscheidung trägt das Potenzial, sich positiv sowie negativ auf die Mitarbeitersuche auszuwirken. Auch der Standort eines Betriebes kann für interessierte Kandidaten ausschlaggebend sein. Wie gut ist der Standort erreichbar? Gibt es eine Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln? Stellt das Unternehmen bei Bedarf Transportoptionen bereit?

Soziales Engagement

Das soziale Engagement innerhalb eines Betriebes betrifft die Mitarbeiter und geht über die Firmengrenzen hinaus. Sind Standorte barrierefrei aufgebaut und können so auch körperlich behinderte Personen im Arbeitsumfeld agieren? Wie divers ist die Mitarbeiterschaft aufgebaut? Werden Projekte gezielt aufgenommen, weil sie zum Beispiel besonders nachhaltig oder umweltfreundlich geplant sind? Der Spielraum für durchdachte Entscheidungen ist groß. Vor allem junge Mitarbeiter setzen zunehmend auf Arbeitgeber, deren soziales Engagement als Handwerksbetrieb sichtbar ist.

Gesundheitsvorsorge

Die innerbetriebliche Gesundheitsvorsorge hilft dabei, das Betriebsklima zu verbessern und die Mitarbeiter gesund zu halten. Vor allem körperlich fordernde Berufe können von einer guten Gesundheitsvorsorge im Betrieb gestützt werden. Ein Fitnessraum auf dem Gelände oder ein Zuschuss für das Fitnessstudio sind da nur zwei mögliche Wege.

 

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