
Diese Tücken lauern bei der Fassadengestaltung

arbgestaltung im Außenbereich ist voll im Trend. Das Stadtbild ist den vergangenen Jahren zunehmend bunter geworden. Von farbig abgestimmten Häuserzeilen bis hin zu individuell gestalteten Fassadendesigns: Es gibt viel zu entdecken.
Für das Handwerk stellt sich dieser Trend nicht selten als tückisch heraus. Denn bei der farblichen Gestaltung von Fassaden und anderen Untergründen im Außenbereich kann man viel falsch machen. Wer hier zum falschen Material greift, riskiert eine schnelle Verwitterung und Farbveränderung der Fassadenfarben. Eine Reklamation ist dann vorprogrammiert!
Kunden wenden sich an Maler und Malerinnen mit dem Wunsch, die Fassaden zu überarbeiten. Doch was ist der Grund für die Farbveränderung? Warum wird innerhalb kürzester Zeit ein knalliges Rot zu einem unansehnlichen Rosa? Und hat die Farbveränderung Folgen, die über die Optik hinausgehen?
Farbtonveränderungen sind normal
Nicht jede Farbtonveränderung an Fassaden oder Fensterrahmen ist ein Grund zur Sorge. Zu einem gewissen Grad sind sie normal und schlichtweg unvermeidlich. Problematische Änderungen bewegen sich also außerhalb der Norm. Sie können durch eine Vielzahl von Gründen verursacht werden und in sehr unterschiedlicher Form auftreten:
- Verschmutzungen
- Netzmittelauswaschung
- Farbtonverschiebung
- Verblassen der Farbe
- Vergilben der Farbe
- Verdunklung
- Ausbildung von Flecken
Farbveränderung Ursachen
Ob die Farbveränderung bereits eingetreten ist oder von Anfang an verhindert werden soll: Es ist wichtig, die Ursache genau zu definieren. Es ist nicht ausreichend, lediglich einen Teilbereich zu betrachten, da es sich häufig um eine Kombination aus mehreren Auslösern handelt.
Witterungsbedingte Farbveränderung
Die Witterung spielt häufig eine zentrale Rolle. Eine Netzmittelauswaschung tritt etwa dann auf, wenn es kurz nach dem Anstrich regnet und Farbpigmente aus dem noch nicht komplett getrockneten Anstrich gewaschen werden. Ein klassisches Problem ist zudem die Pigmentzersetzung, die zum Verblassen der Farbe führt. Ist die Fläche im hohen Maße UV-Strahlung ausgesetzt, kann sich das Bindemittel zersetzen, was dazu führt, dass die Farbpigmente der UV-Einwirkung ausgesetzt sind.
Es ist nicht möglich, die Witterungsbedingungen und die Umwelteinflüsse auf die Fassade zu kontrollieren. Daher ist eine umfassende Bestandsanalyse relevant, um passende Produkte zu wählen. Eine Fassade in der Nähe von Industriegebieten ist Industrieabgasen und saurem Regen ausgesetzt. Wird dies für die Wahl der Produkte berücksichtigt, kann eine dadurch verursachte Farbveränderung verzögert werden. Die Ausrichtung der Hausfassade ist ebenfalls zu berücksichtigen. Es macht einen großen Unterschied, ob die Fassade etwa ungeschützt nach Süden gerichtet ist oder sich im Schatten eines benachbarten Hauses befindet.
Tipp: Auch die lokalen Wetterbedingungen in die Planung einbeziehen. Die Wetterlage an Küstengebieten ist oft mit Extremen durchzogen, während sie im Inland eher mäßig ist.
Untergrundbedingte Farbveränderung
Ob Außenfassade oder Innenraumanstrich, die Beschaffenheit des Untergrunds beeinflusst das Farbergebnis wie die Dauerhaftigkeit des Anstriches. Neben einer gründlichen Säuberung und gegebenenfalls einer Reparatur der Fassade ist je nach Materialart ein Tiefengrund erforderlich. Der Tiefengrund beeinflusst lediglich die Saugfähigkeit des Materials, nicht aber seine grundsätzliche Zusammensetzung. Wird auf einem alkalischen Untergrund (pH-Wert über 7) etwa einem mineralischen Putz ein Produkt genutzt, dessen Pigmente nicht alkalibeständig sind, bleicht der Farbton schnell aus. Besteht eine Fassade aus mehreren Untergrundarten, muss gegebenenfalls mit verschiedenen Produkten für den Anstrich gearbeitet werden.
Produktverarbeitung verursacht Farbveränderung
Wird die Trocknungsphase der Beschichtung nicht eingehalten, kann dies zur Netzmittelauswaschung führen. Es gibt weitere Fehlerquellen bei der Produktverarbeitung, die zu Farbveränderungen führen können:
- Zu starke Verdünnung des Produktes
- Zu geringe Verdünnung des Produktes (keine ausreichende Aushärtung)
- Falsche oder fehlende Grundierung
- Anstrich bei direkter Sonneneinstrahlung
- Zu geringe Schichtdicke des Produktes
Zum Zeitpunkt des Fassadenanstrichs sollten die Außentemperaturen zwischen 10 und maximal 30 ° liegen.
Produktwahl und der Einfluss auf die Farbveränderung
Im Bezug auf die Produkte wird das Farbergebnis sowie eine mögliche Farbveränderung durch die Art der Pigmente und Füllstoffe sowie den Anteil dieser beeinflusst. Die Art der Pigmente wird in organische und anorganische Pigmente unterschieden. In der Regel sind anorganische Pigmente farbbeständiger als organische. Leider ist das Angebot für Farbnuancen für anorganische Pigmente recht gering. Denn die anorganischen Pigmente basieren fast ausschließlich auf Oxidhydroxid, Oxid, Sulfid, Sulfat oder Carbonat und Silikat. Sie werden in vier Gruppen unterteilt: weiße Pigmente, schwarze Pigmente, farbige Pigmente und Spezialpigmente. Besonders intensive Farbnuancen lassen sich mit anorganischen Pigmenten nicht herstellen.
Sehr helle Farbtöne nutzen einen hohen Anteil des Pigments Titandioxid (weiß), was dazu führen kann, dass die Beschichtung zu Kreiden beginnt. Dies bedeutet, dass sich die hellen Farbpigmente ablösen. Neben dem hohen Anteil der weißen Farbpigmente kann auch ein unbehandelter, stark saugender Untergrund der Auslöser für das Kreiden sein.
Das Bindemittel der Farbe spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Bindemittel umschließen die einzelnen Farbpigmente und sorgen dafür, dass sie sich nicht vom Untergrund lösen. Je mehr oder weniger Bindemittel verarbeitet ist, umso besser oder schlechter ist die Witterungsbeständigkeit des Anstrichs. In diesem Zusammenhang spricht man von der Pigment-Volumen-Konzentration.
PVK - DIN EN 971-1 ist die PVK das Verhältnis des Gesamtvolumens von Pigmenten zum Gesamtvolumen der nichtflüchtigen Anteile.
Je höher der Wert, umso weniger Bindemittel ist im Verhältnis vorhanden, was eine Pigmentauswaschung begünstigen kann. Liegen die Pigmente ungeschützt frei, können UV-Strahlung, ein Temperaturwechsel oder Feuchtigkeitsschwankungen dazu führen, dass die Farbschicht Mikrorisse hat. Diese ändern die Lichtbrechung, was eine sichtbare Farbveränderung verursacht.
BFS-Merkblatt Nr. 26 „Farbveränderung von Beschichtungen im Außenbereich“
Das BFS-Merkblatt bietet mit den Farbbeständigkeitscode (Fb-Codes) eine gute Grundlage, um passende Produkte zu wählen. Mithilfe der Aufteilung in Klassen (Bindemittel) und Gruppen (Pigmente) ist es möglich, Produkte und deren Farbbeständigkeit abzuschätzen.
Beschichtungsstoff nach Bindemittel
- Klasse A: Silikatfarbe, Dispersionsfarbe mit hohem Bindemittelanteil, Acryl-Lack, PUR-Lack
- Klasse B: Dispersionsfarbe, matt, Siliconharzfarbe, Dispersions-Silikatfarbe, Alkydharzlack
- Klasse C: Dispersionsfüllfarbe, Kalkfarbe, farbige Mischpolymerisatharz-Lackfarbe, Epoxidharzlack
Zu erwartenden Farbveränderung nach 3 bis 4 Jahren im Außenbereich:
Fassadenbeschichtung:
- Klasse A: kaum sichtbare Kreidung
- Klasse B: sichtbare Kreidung
- Klasse C: deutlich sichtbare Kreidung
Lackbeschichtungen:
- Klasse A: kaum sichtbare Kreidung, kaum erkennbarer Glanzverlust, kaum erkennbare Vergilbung
- Klasse B: sichtbare Kreidung, erkennbarer Glanzverlust, erkennbare Vergilbung
- Klasse C: deutlich sichtbare Kreidung, deutlicher Glanzverlust, deutliche Vergilbung
Farbpigment nach Lichtbeständigkeit
- Gruppe 1: sehr gut lichtbeständige anorganische Pigmente
- Gruppe 2: gut lichtbeständige, organische und/oder anorganische Pigmente
- Gruppe 3: eingeschränkt lichtbeständige organische und/oder anorganische Pigmente
Farbveränderung und die Auswirkung auf den Untergrund
Die farbliche Veränderung ist nicht das einzige Problem, das auftreten kann. Es besteht die Möglichkeit, dass Feuchtigkeit durch die Mikrorisse in der Fassadenfarbe in den Untergrund gelangen und dort Schäden anrichten. In Extremfällen kann sogar das Innenraumklima beeinträchtigt werden.
Es wird häufig verkannt, dass besonders dunkle Farbtöne den Anstrichuntergrund stark beeinflussen. Dunkle Farbtöne heizen den Untergrund bei Sonneneinstrahlung auf. Je nach Farbton können hier Temperaturen von bis zu 70 ° erreicht werden. In Kombination mit dem Untergrund kann es zu Schäden kommen. Ein klassisches Beispiel dafür sind weiße Kunststofffenster, denen ein dunkler Farbanstrich verpasst werden soll. Ist der Fensterkern nicht ausreichend robust, kann es zu Verformungen kommen. Diese wiederum können die Glasscheiben zum Platzen bringen – wodurch von einem nicht fachgerechten Anstrich eine nennenswerte Gefahrenquelle ausgeht.
Tipps für Maler im Arbeitsalltag
Auch wenn viele Hersteller Angaben nach dem BFS-Merkblatt zu ihren Produkten bieten, ist bei der Wahl von Farbtönen nicht immer ersichtlich, wie gut die Lichtbeständigkeit tatsächlich ist. Es lohnt sich, zum Hersteller Kontakt aufzunehmen, um die gewünschten Informationen im Detail zu erfragen.
Bestehen Kunden auf einen Farbton, dessen Farbstabilität vom Hersteller mit einer relativ kurzen Zeit von weniger als drei Jahre angegeben wird, sollte er umfassend darüber aufgeklärt werden. Bei Bedarf die Unterweisung schriftlich festhalten, um späterer Reklamationsansprüche zu umgehen.
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